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Ein paar Stunden meiner Zeit - Jana über ihre Hilfe in der Not-Kleiderkammer

16.11.2015 - zeitzuhelfen.de

Jana (25) hilft seit September 2015 regelmäßig in der Not-Kleiderkammer am Hamburger Hauptbahnhof. Die Kleiderkammer startete sehr provisorisch. Es gab nur ein paar Taschen voller Kleider und Menschen, die diese an Geflüchtete verteilten. Dank dem Engagement vom Anfangs-Team, vom paritätischen Wohlfahrtsverband, von den Messehallen und von vielen HelferInnen gibt es mittlerweile ein Zelt mit Licht, Heizung und regelmäßigen Lieferungen.

Du hilfst mehrmals die Woche am Hauptbahnhof. Warum?
Ich wohne im Münzviertel und komme also täglich am Hauptbahnhof vorbei. Ich sehe was für ein großer Bedarf an Hilfe und Aufmerksamkeit besteht. Da ist es für mich selbstverständlich ein paar Stunden meiner Zeit zu geben und dort zu helfen, wo es nötig ist.

Was hat dich bisher am meisten berührt?
Ich habe anfangs beim Sani-Zelt geholfen und viel Zeit mit einem Mann verbracht, der sehr geschwollene Beine hatte. 50 Tage musste er barfuß in engen Latschen laufen. Er ruhte sich bei uns aus und zeigte mir Bilder von seiner Familie. Am Ende wollte er ein Video von uns machen, in dem wir winkten. Damit wollte er seiner Frau zeigen, dass er in guten Händen ist. Eigentlich erlebt man aber jedes Mal schöne Momente, die einem bestätigen wieso man hilft: Von dankbaren Geflüchtete, die gar nicht aufhören sich für die warme Kleidung zu bedanken über kleine Kinder, die einfach nur mal auf den Arm und gedrückt werden wollen bis zu Gesprächen, bei denen man die einzelnen Geschichten der Menschen erfährt. Dabei wächst das Team am Hauptbahnhof selbst auch immer mehr zusammen.

Was für Probleme können entstehen?
Zum einen geht diese ehrenamtliche Arbeit nicht spurlos an einem vorbei. Es ist sowohl körperlich als auch psychisch eine Herausforderung. Zum anderen haben wir Probleme einige Schichten zu besetzen. Glücklicherweise kommen immer neue Helfer. Dadurch können sich andere, die viele Schichten übernehmen, auch mal ausruhen.

Was soll die Politik deiner Meinung nach bei der aktuellen Flüchtlingsthematik verbessern?
Es wird immer nur „es geht nicht“ gesagt. Dabei beweisen tausende ehrenamtliche Helfer und Helferinnen gerade, dass es doch irgendwie geht. Auf die Situation am Hauptbahnhof bezogen brauchen wir dringend sanitäre Anlagen, medizinische Versorgung und generell einfach Unterstützung von der Stadt. Jede Hilfe ist etwas wert! Leider passiert gerade gar nichts.

Ich denke man sollte nicht versuchen Gesetze zu verabschieden, um das eigene Land und den eigenen Wohlstand zu schützen, sondern mehr darauf eingehen, dass dieses Problem nun mal gerade besteht. Wir sind mittendrin und können uns nicht einfach durch Gesetze da wieder rausziehen. Außerdem sollte man sich mehr um die Ursache kümmern und aufhören willkürlich Länder als sichere Herkunftsländer zu deklarieren, die definitiv nicht sicher sind!

Was rätst du Menschen, die auch helfen wollen?
Hilfe wird überall benötigt. In verschiedenen Einrichtungen oder am Hauptbahnhof. Ob in Form von Sachspenden oder durch die eigene Zeit. Die Not-Kleiderkammer organisiert sich über eine Gruppe bei Facebook (Anm. der Redaktion: „Not-Kleiderkammer Hamburg Hauptbahnhof“) und freut sich auch immer über neue Gesichter. Ihr könnt einfach rumkommen und euch informieren oder direkt mit anpacken!

Danke für deine Zeit, liebe Jana!

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